Eisernes Priesterjubiläum Heinrich Geiblinger

Ein besonderes Jubiläum feierte Pfarrer i.R. Heinrich Geiblinger am Sonntag den 2. Juli 2023 in der Stadtpfarrkirche St. Valentin: 65 Jahre Priesterweihe das „Eiserne“ Priesterjubiläum. Beim Festgottesdienst waren Moderator Dr. Grill, Pfarrer i.R. Johann Zarl, Kaplan Manuel Sattelberger und als Haupt Zelebrant sein Nachfolger in der Pfarre Amstetten St. Marien-St.Stephan Mag. Peter Bösendorfer vertreten. Musikalisch mitgestaltet vom Chor der Pfarre feierten viele St. Valentiner und Amstettner ihren „Heinrich“ gebührend!

Anbei die Predigt von Pfarrer Mag. Peter Bösendorfer und die Fürbitten zum Nachlesen:

Predigt zum Eisernen Priesterjubiläum 2023

Lieber Heinrich,

Liebe St. Valentiner Gottesdienstgemeinschaft,

liebe Mitfeiernde von Amstetten,

liebe Mitbrüder,

liebe Kinder, liebe Jugend,

liebe Schwestern und Brüder,

liebe festliche Gottesdienstgemeinschaft,

als du Heinrich 1958 zum Priester geweiht wurdest, hatte die Kirche ein völlig anderes Gesicht. Da war noch kein Gedanke an ein Konzil! Die Gottesdienste wurden zum größten Teil in lateinischer Sprache gefeiert. Die meisten Bischöfe und Priester standen unangefochten als Exzellenzen und Hochwürden an der Spitze ihrer Diözesen und Pfarren. Einen Pfarrer mit „DU“ anzusprechen, war für das normale Kirchenvolk ziemlich unvorstellbar. Du warst, als das Konzil ausgerufen wurde, in Loosdorf in Einsatz und erlebtest das Konzil als Domkurat in St. Pölten mit. Was da in Rom mit und durch die Bischöfe und ihre Berater geschah hat dich mehr geprägt und fasziniert als viele Eindrücke des Studiums. Auch später hast du als Rektor im Adolfinum in Seitenstetten, die Ergebnisse konkret in Liturgie und Verkündigung, aber auch in der Begleitung deiner Seminaristen umzusetzen versucht.

Als du 1973 nach Amstetten als Pfarrer kamst, bist du sehr konsequent den Weg, den das Konzil vorgegeben hat, gegangen: im liturgischen Tun genauso, wie in der Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf Erstkommunion und Firmung, wie auch in der Begleitung der unterschiedlichen Gruppen und Ausschüsse.  Wichtig wurde dabei auch dir auch die „Bewegung für eine bessere Welt“ mit den Kursen in Rocca di Papa! Das hat dich und viele in der Pfarre St. Stephan über viele Jahrzehnte geprägt! Was war dir also wichtig? Ich möchte das mit drei kurzen Gedanken noch konkretisieren und mit drei kleinen Gaben auch noch sichtbar machen

Eine erste Gabe drei Flaschen Messwein: Symbol für die Freude und die Geselligkeit! Wenn es im Dokument Gaudium et spes heißt: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ so wurden diese Sätze dir zum Lebensprogramm: Priester sein heißt die Menschen ernst nehmen und mit ihnen das Leben zu teilen. Das bedeutet Wahrnehmen, was die Menschen bewegt, aufeinander achten, gemeinsam Wege zum Ziel suchen. So war dir immer auch klar, dass du als Priester und Pfarrer nicht vor, sondern mit allen Getauften unterwegs bist. Das zeigte sich in deiner Leutseligkeit, am Fußballplatz, beim Bergsteigen, beim Schifahren, im Wirtshaus, bei den diversen Feiern… damit sind nicht nur Tauf-, Hochzeits, – oder das gemeinsame Essen nach einem Begräbnis gemeint! Du wusstest schon zu feiern… dein Lachen und deine Witze waren durchaus deine Markenzeichen. Es ist ein Geben und Nehmen, ein Schenken und sich beschenken lassen. Wir können nicht für uns allein glauben. Für dich hieß und heißt Priester sein: gemeinsam in Freude unterwegs sein auf dem Weg des Glaubens. Freude, Vertrauen und Zuversicht wachsen im gemeinsamen Feiern – in der Kirche und auch im Alltag. Ich denke, dieser Gedanke ist in heutiger Zeit, in Kirche und Welt wichtiger denn je!!

Zwei Laibe Brot habe ich auch mitgebracht: Brot stiftet Gemeinschaft – wo wir Brot teilen, wird Verbindung zwischen den Menschen geschaffen. Das gilt auch für die kirchliche Gemeinschaft:  Das 2. Vatikanische Konzil hat sehr deutlich gesagt, dass Kirche Communio, d.h. Gemeinschaft ist. Das Bild der geschwisterlichen Kirche stellt eine nur hierarchische Sichtweise der Kirche in Frage. Es besteht ein ziemlicher Unterschied, ob das Brot gnädiger weise ausgeteilt – oder ob es geteilt wird. Es braucht das Amt des Leitens. Es braucht auch eine Ordnung. Aber es gibt nicht das Amt des Machtausübens, des Beherrschens. Viele Christen haben unterschiedliche Aufgaben in dieser Gemeinschaft. Und diese Aufgaben sind jede für sich genommen wichtig, um weiterzukommen. Du – Heinrich hast in den vergangen 65 Jahren, die Menschen gefördert, die unterschiedlichsten Aufgaben in der Kirche – konkret in den Pfarren – eigenverantwortlich zu übernehmen: sei es in den verschiedenen liturgischen Feiern, in der Verkündigung des Glaubens, im Dienst der Nächstenliebe. Du hast den Menschen, mit denen du unterwegs warst, je nach ihren Fähigkeiten viel zugetraut. Du hast mitgeholfen, dass das Brot, d.h. die Talente geteilt wurden. Du hast die Menschen eingeladen, ihre Talente und Fähigkeiten in diese geschwisterliche Kirche einzubringen – zu teilen. Und dass alle dabei Wertschätzung erfahren. Im Kolosserbrief lesen wir um was es dabei geht. Da heißt es: „Vor allem liebt einander und in eurem Herzen herrsche der Frieden Christi.“

Lieber Heinrich, das war und ist dein Programm. Wir tun alle gut daran in diesem Sinne weiterzugehen und weiterzuarbeiten. Darum habe ich das Brot mitgebracht!

Und Schokolade: – Wahrscheinich zum Austeilen an die Ministranten! So ein Stück Schokolade kann aufmuntern, wieder Kraft geben und Mut machen! Was macht uns in der Kirche heute in schwierigen Zeiten Mut – woraus leben wir?  Zentrum unseres Glaubens, allen kirchlichen Tuns ist Jesus Christus: Wie kann ich Jesus und seine Botschaft verkünden? Wie kann ich die Menschen für ihn begeistern? Vor 65 Jahren, war da noch manches anders. Viel mehr fühlten sich der Kirche verbunden. Die Gottesdienste waren voll, viele auch junge Menschen wussten sich der Kirche zugehörig. Christus in die Welt hineinzuverkünden, war auch damals eine Herausforderung, aber eben anders. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, hat sich dein priesterliches Wirken gedreht. Wir erleben zurzeit großer Umbrüche. Viele haben sich vom Christentum abgewandt und suchten und suchen in den unterschiedlichsten Ecken Heil und Erlösung. Die Kirche – die Pfarren – die einzelnen Christen sind angefragt, hinterfragt und gefordert. Sie müssen sich in der heutigen Gesellschaft bewähren. Das gilt für St. Valentin genauso wie für Amstetten und die ganze Diözese, ja für die Weltkirche. Wir können diese Herausforderungen nur bewältigen, wenn wir dies im Blick auf Christus tun! Wenn wir Freude am Christsein haben! – Wenn kirchliche Strukturen, manche kirchliche Verantwortliche und Gruppen, wenn persönliche Befindlichkeiten, Machtgelüste, Eitelkeiten diesen Herausforderungen im Wege stehen, werden wir nur schwer Christus und seine Botschaft in die Welt hinein verkünden können. Wird die Freude die genommen!

 „Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!“ – haben wir in der Lesung gehört. Du, Heinrich, hast versucht Jesus Christus in die Mitte deines Denkens und Handelns zu stellen Du hast dabei nicht lange „drum herum“ geredet. Kurz und bündig, konsequent und mit Zuversicht hast du diese Botschaft im Gottesdienst verkündet und auch im Alltag gelebt! Dafür möchte ich dir diese Schachtel „Merci“ schenken – und einfach danke sagen für dein Lebens- und Glaubenszeugnis. Amen.

Fürbitten

Herr, am heutigen Festtag kommen wir voll Vertrauen mit unseren Bitten und Anliegen und rufen:

  • Für die Mächtigen in der Kirche; für jene, die Leitungsmacht haben; für jene, die sich durchsetzen können; für jene, die für andere Verantwortung tragen. Lass sie gut hinschauen und gut hinhören und dann weise Entscheidungen treffen.
  • Für jene, die ohnmächtig sind in unserer Kirche; für jene, deren Anliegen niemand wahrnimmt; für all jene, von denen wohl das Evangelium spricht, aber niemand in unserer Glaubensgemeinschaft: Schenke ihnen Mut, aufzustehen und die Mächtigen und Verantwortungstragenden zu erinnern.
  • Für jene, die den Auftrag haben, das Evangelium zu verkünden, aber lieber anders tun; für all jene, die sich in Netzwerken widersprüchlicher Interessen verstrickt haben; für alle, die das Evangelium missbrauchen: Wecke sie aus ihren Selbstsicherheiten.
  • Für Heinrich, der heute sein 65jähriges Priesterjubiläum feiert; der sich in all den Jahren um eine geschwisterliche Kirche; um ein gutes Miteinander in den Pfarren und um die frohe Botschaft Jesu Christi bemüht hat: Lass ihn auch in Zukunft deine Nähe und Liebe erfahren.
  • Für all jene, die sich im Einsatz für die Frohbotschaft verausgabt haben; für alle, die auch dann nicht geschwiegen haben, wenn es brenzlig wurde; für alle, die mit ihrem Leben für die Botschaft Jesu eingestanden sind: Lohne ihnen all das Gute und bereite ihnen einen Platz an deiner Seite.

Die auf ihn blickten, werden strahlen, beten wir im Psalm. Wir vertrauen dir an, guter Gott, was uns bewegt, und bitten dich um deine Nähe. Durch Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.